Die Kontrolle des Infektionsrisikos, der Logistikkosten und der technischen Leistungsfähigkeit von Medizinprodukten hat in Operationssälen höchste Priorität. Historisch dominierten wiederverwendbare Instrumente den Markt, doch heute wechseln viele Krankenhäuser zunehmend zu Einweglösungen.
Dieser Wandel ist mehr als ein Trend – er spiegelt den Willen wider, die Patientensicherheit zu erhöhen, logistische Prozesse zu vereinfachen und indirekte Kosten zu reduzieren. Doch welche Vorteile, regulatorischen Auswirkungen und operativen Herausforderungen bringt dieser Wechsel konkret mit sich? Hier ein Überblick.
Zentrale Herausforderungen der Einweg-Logistik
Einweggeräte sind einzeln betrachtet unkompliziert, werden jedoch komplex, sobald sie in eine Lieferkette mit mehreren Lieferanten, Fachbereichen und Standorten integriert werden.
Typische Herausforderungen:
- Engpässe bei kritischen Instrumenten (Bohrer, Elektroden, Katheter)
- Überbestände bei Produkten mit kurzer Haltbarkeit
- Fehlende konsolidierte Sicht auf reale Verbrauchsdaten
- Hohe Abhängigkeit von einem einzigen Lieferanten, was das Versorgungsrisiko erhöht
- Laut H+ berichteten 32 % der Schweizer Spitäler in den letzten 12 Monaten von einem Lieferengpass, der einen chirurgischen Eingriff direkt beeinflusste.
Drei Säulen einer modernen, leistungsstarken Logistik
1. Automatisierte Bedarfsprognosen
- Historische Verbrauchsdaten pro Fachgebiet
- Integration der OP‑Planung in Prognosealgorithmen
- Automatische Warnmeldungen bei kritischen Beständen mit 15/30‑Tage‑Projektionen
- Ein Benchmark mit 8 Schweizer Spitälern zeigte eine Reduktion von Engpässen um 25–40 % durch prädiktive Prognosesysteme. Quelle: MedInside 2022
2. Digitalisierung der Lagerung und Rückverfolgbarkeit
- Vernetzte Lagerlösungen (elektronisches Kanban) mit Echtzeit‑Bestandsführung
- UDI‑Kennzeichnung pro Charge für maximale Rückverfolgbarkeit
- Verknüpfung des Verbrauchs mit der elektronischen Patientenakte (E‑Patientendossier)
3. Kollaborative Beschaffungssteuerung
- Gemeinsame Portale mit Lieferanten zur Transparenz der Lagerbestände
- Automatisierte Bestellungen über das Krankenhaus‑ERP
- Inter‑Spital‑Kooperationen und regionale Logistikplattformen
- Das Kantonsspital Freiburg sparte 12 % bei chirurgischen Verbrauchsmaterialien dank einer kollaborativen Bestandsplattform. Quelle: HFR, 2021
Praxisbeispiele: Optimierte Logistik im Einsatz
CHUV Lausanne – Intelligente Verbrauchsprognose
- 35 % weniger kritische Engpässe
- 20 % Reduktion von Lagerüberbeständen
- Höhere Zufriedenheit im OP‑Team
- Quelle: CHUV & UNIL Logistikbericht 2022
Neuenburger Spitalverbund – Neuorganisation der Einweg‑Logistik
- 25 % weniger Lagerfläche
- 40 eingesparte Stunden pro Monat beim Nachschubmanagement
- Verbesserte Abstimmung zwischen Logistik‑ und klinischen Teams
- Quelle: RHNe – H+ Logistik‑Konferenz 2022
Fazit: Reaktionsfähige Logistik = leistungsfähigeres Krankenhaus
Einwegprodukte erfordern eine Logistik, die präzise, agil und kollaborativ ist. Krankenhäuser, die auf Digitalisierung, intelligente Prognosen und Lieferantentransparenz setzen, gewinnen:
– Organisatorische Effizienz
– Höhere Patientensicherheit
– Bessere Kostenkontrolle
Die Einweg‑Logistik ist heute ein strategischer Hebel für die Leistungsfähigkeit von Gesundheitseinrichtungen.



